Illegales Rennen

Deutschland ist weltweit für seine Liebe zum Automobilbau bekannt, und Motorsport begeistert viele Menschen tief. Doch während leistungsstarke Autos auf der Rennstrecke für Begeisterung sorgen, können sie auf öffentlichen Straßen schnell rechtliche Probleme verursachen. Wer auf diesen Straßen die Geschwindigkeitsgrenzen überschreitet, läuft Gefahr, sich wegen illegaler Autorennen strafbar zu machen. In diesem Blogbeitrag erläutern wir die rechtlichen Konsequenzen solcher Rennen, informieren über mögliche Strafen und geben wertvolle Tipps, wie Sie sich im Falle eines Vorwurfs rechtlich verteidigen können.

Illegales Autorennen – Kurz und bündig

Illegale Autorennen mit Kraftfahrzeugen stellen eine ernsthafte Straftat dar und ziehen strenge Konsequenzen nach sich. Den Beschuldigten drohen Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren, insbesondere bei schweren Unfällen. Verantwortlich macht sich dabei nicht nur der Fahrer, der gegen andere Teilnehmer fährt, sondern auch derjenige, der allein Rennen fährt. Neben Geld- und Freiheitsstrafen können auch Punkte in Flensburg, Fahrverbote und der Führerscheinentzug samt einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) verhängt werden. Besonders schwerwiegend ist, dass das Fahrzeug als Tatmittel beschlagnahmt werden kann.

Zusätzlich sind zivilrechtliche Folgen nicht zu vernachlässigen: Während Haftpflichtversicherungen zunächst die Schadensregulierung gegenüber Dritten übernehmen, können sie die gezahlten Beträge vom Unfallverursacher zurückfordern, wenn ein illegales Rennen nachgewiesen wird. Ein Anwalt für Verkehrsrecht und Verkehrsstrafrecht setzt sich nicht nur für die möglichst geringste Strafe ein, sondern kämpft auch gegen die Einstufung des Vorfalls als illegales Rennen, um gravierende Konsequenzen wie Führerscheinentzug oder Fahrzeugbeschlagnahmung zu vermeiden.

Was ist ein illegales Autorennen?

Illegale Autorennen sind gemäß § 315d StGB strafbar. Hierbei handelt es sich um Wettbewerbe im Straßenverkehr, bei denen das Ziel darin besteht, möglichst schnell eine bestimmte Strecke zurückzulegen. Dies umfasst sowohl organisierte Rennen mit festgelegtem Start und Ziel als auch spontane, sogenannte „wilde Rennen“, bei denen sich Fahrer an der Ampel oder auf der Straße zu einem Geschwindigkeitsduell herausfordern. Es ist wichtig zu wissen, dass nicht zwingend mehrere Teilnehmer erforderlich sind, um den Tatbestand eines illegalen Rennens zu erfüllen. Auch sogenannte Alleinrennen, bei denen ein Fahrer alleine versucht, eine maximale Geschwindigkeit zu erreichen, können strafbar sein.

Um den Tatbestand eines illegalen Straßenrennens zu erfüllen, müssen vier Kriterien vorliegen: Der Fahrer muss sich rücksichtslos und grob verkehrswidrig verhalten, mit einer unangepassten Geschwindigkeit fahren und das Ziel haben, möglichst hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. Solches Verhalten stellt eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar und wird von der Rechtsprechung streng sanktioniert, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten.

Wo liegt die Grenze zwischen sportlichem Fahren und strafbarem Verhalten?

Die Grenze zwischen sportlichem Fahren und strafbarem Verhalten kann fließend sein. Strafbar können nicht nur die Fahrer selbst sein, sondern auch Veranstalter und andere Beteiligte wie Zeitnehmer oder Streckenposten, besonders bei organisierten illegalen Rennen wie dem Gumball 3000 oder ähnlichen Events, die große Teilnehmergruppen und Zuschauer einbeziehen. Selbst wenn nur eine Person an einem Rennen teilnimmt, kann dies strafbar sein, sofern die oben genannten Kriterien erfüllt sind.

Seit dem 13. Oktober 2017 ist die rechtliche Lage erheblich strenger. Vor diesem Datum wurden illegale Autorennen als Ordnungswidrigkeit betrachtet, was Bußgelder von 500 Euro für Veranstalter und 400 Euro für Teilnehmer, zusätzlich zu Punkten in Flensburg und einem einmonatigen Fahrverbot, zur Folge hatte. Die Einstufung als Straftat wurde nach einem tragischen Vorfall in Berlin beschlossen, bei dem zwei Raser auf dem Kurfürstendamm mit mindestens 160 km/h ein illegales Rennen fuhren, das tödlich endete. Die beiden Beteiligten wurden wegen Mordes bzw. versuchten Mordes zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Diese drastischen Maßnahmen reflektieren die erhöhte Gefahr, die von illegalen Straßenrennen ausgeht.

Diese Strafen drohen nach einem illegalen Rennen

Die Teilnahme an einem illegalen Straßenrennen kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden. Bereits der Versuch, ein solches Rennen auszurichten oder daran teilzunehmen, ist strafbar. Wenn dabei das Leben oder Eigentum anderer gefährdet wird, kann die Freiheitsstrafe auf bis zu fünf Jahre steigen. Verursachen Teilnehmer fahrlässig solche Gefahren, können sie ebenfalls mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen.

Die Konsequenzen sind besonders schwerwiegend, wenn durch das Rennen Menschen verletzt oder getötet werden. In solchen Fällen kann die Freiheitsstrafe zwischen einem Jahr und bis zu zehn Jahren betragen. Auch in weniger gravierenden Fällen, in denen keine Person zu Schaden kommt, liegt das Strafmaß zwischen sechs Monaten und fünf Jahren. Zudem können zusätzliche Anklagepunkte wie Nötigung oder Gefährdung des Straßenverkehrs das Strafmaß weiter verschärfen.

Konsequenzen illegaler Straßenrennen

Neben den strafrechtlichen Folgen können erhebliche verkehrsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Teilnehmer an unerlaubten Straßenrennen müssen mit Punkten in Flensburg und Fahrverboten rechnen. In weniger schweren Fällen kann ein Fahrverbot von einem Monat bis zu sechs Monaten verhängt werden, was zusätzlich zwei Punkte in Flensburg nach sich zieht. Häufiger wird jedoch die Fahrerlaubnis komplett entzogen, und der Führerschein wird eingezogen. Die Sperrfrist für die Wiedererteilung des Führerscheins beträgt mindestens sechs Monate, kann aber in manchen Fällen bis zu fünf Jahre dauern. Wurde die Fahrerlaubnis in den letzten drei Jahren bereits einmal entzogen, verlängert sich die Sperrfrist auf mindestens ein Jahr. In extremen Fällen kann sogar der lebenslange Entzug der Fahrerlaubnis drohen.

Zusätzlich kann die Wiedererlangung des Führerscheins an weitere Auflagen geknüpft werden, wie etwa die Teilnahme an einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU). In solchen Fällen werden statt zwei drei Punkte in Flensburg vergeben. Besonders hart trifft es Fahranfänger: Bei einem illegalen Straßenrennen wird die Probezeit um zwei Jahre verlängert, da es sich um einen sogenannten A-Verstoß handelt.

Beschlagnahmung des Fahrzeugs im Ernstfall

Ein weiteres Risiko bei illegalen Straßenrennen ist die mögliche Beschlagnahmung des Fahrzeugs. Fahrzeuge, die für solche Rennen verwendet wurden, können von der Polizei unmittelbar nach der Tat beschlagnahmt werden. Dies gilt insbesondere für Fahrzeuge, die technisch modifiziert wurden, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. In vielen Fällen wird gleichzeitig der Führerschein eingezogen, und das Fahrzeug bleibt bis zur Gerichtsverhandlung beschlagnahmt.

In besonders schweren Fällen kann nach § 315f StGB sogar eine dauerhafte Einziehung des Fahrzeugs erfolgen. In diesen Fällen geht das Eigentum an dem Fahrzeug an den Staat über, und es besteht kein Anspruch auf Ersatz. Dieses Gesetz wird häufig angewendet, um weitere Gefahren durch das Fahrzeug zu verhindern, insbesondere wenn es technisch verändert wurde. Es spielt keine Rolle, ob das Fahrzeug gekauft, geleast oder gemietet wurde – auch fremde Fahrzeuge können eingezogen werden. Beschlagnahmte Fahrzeuge werden in der Regel versteigert, falls der Eigentümer sie nicht zurückerhält.

Versicherungen und zivilrechtliche Konsequenzen

Ein oft übersehener Aspekt illegaler Straßenrennen sind die zivilrechtlichen Folgen. Teilnehmer solcher Rennen handeln aus Sicht der Gerichte grob fahrlässig, weshalb Kasko- und Haftpflichtversicherungen in der Regel keine Schäden übernehmen. Das bedeutet, dass Teilnehmer die Schäden untereinander selbst begleichen müssen. Falls unbeteiligte Verkehrsteilnehmer betroffen sind, übernimmt zwar zunächst die Kfz-Haftpflichtversicherung die Reparaturkosten, fordert diese jedoch anschließend von den Verursachern zurück. Dies kann zu erheblichen finanziellen Belastungen führen, da die Teilnehmer oft für die gesamten Schadenskosten aufkommen müssen.

Darüber hinaus können Haftungsfragen bei schweren Unfällen, bei denen Personen schwer verletzt oder getötet werden, zu langfristigen finanziellen Verpflichtungen führen. Die finanziellen Risiken sind enorm und verdeutlichen, dass die Teilnahme an illegalen Straßenrennen nicht nur strafrechtliche Konsequenzen hat, sondern auch existenzbedrohende finanzielle Folgen mit sich bringen kann.

Anwaltliche Unterstützung ist unverzichtbar

Angesichts der schwerwiegenden strafrechtlichen, verkehrsrechtlichen und zivilrechtlichen Konsequenzen von illegalen Straßenrennen ist anwaltliche Unterstützung unerlässlich. Ein erfahrener Anwalt im Verkehrsrecht kann dabei helfen, die Vorwürfe gründlich zu prüfen und eine effektive Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Oft gibt es Möglichkeiten, die Strafen zu reduzieren oder die Vorwürfe eines illegalen Rennens vollständig abzuwenden. Besonders bei unklaren Beweisen oder Indizienprozessen ist eine kompetente rechtliche Vertretung entscheidend, um hohe Strafen und den dauerhaften Verlust der Fahrerlaubnis zu vermeiden.

Vertrauen Sie auf unsere Expertise im Verkehrsrecht – vereinbaren Sie noch heute einen Termin für eine persönliche Beratung.

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Beleidigung als Straftat

Im privaten Bereich sind die Grenzen, ab wann eine negative Äußerung als Beleidigung empfunden wird, oft schwer zu bestimmen. Doch wie wird eine Beleidigung rechtlich definiert, wann wird sie strafrechtlich relevant und welche Strafen können verhängt werden? Unsere erfahrenen Strafrechtler bieten Ihnen eine umfassende Aufklärung über Ihre Rechte und Pflichten und helfen Ihnen, den rechtlichen Rahmen einer Beleidigung besser zu verstehen.

Beleidigung: Definition, Formen und Beispiele gemäß § 185 StGB

Definition einer Beleidigung nach § 185 StGB
Der Straftatbestand der Beleidigung gemäß § 185 StGB zählt zu den „Ehrdelikten“, bei denen das Persönlichkeitsrecht, also die Ehre einer Person, geschützt wird. Eine Beleidigung ist strafbar, wenn jemand absichtlich die Ehre eines anderen herabsetzt. Es handelt sich hierbei um ein Vorsatzdelikt – eine unbeabsichtigte Beleidigung ist nicht strafbar.

Verschiedene Formen der Beleidigung

  • Mündliche oder schriftliche Äußerungen: Dazu gehören Schmähworte wie „Arschloch!“ oder diffamierende Behauptungen wie „Die hat sich hochgeschlafen!“
  • Gesten und Handlungen: Hierzu zählen abwertende Gesten wie das Zeigen des Mittelfingers oder körperliche Angriffe wie das Anspucken.
  • Unterlassungen: Auch das absichtliche Unterlassen einer Handlung kann als Beleidigung gewertet werden.
  • Öffentlich und privat: Beleidigungen können sowohl im direkten Kontakt mit dem Opfer als auch in dessen Abwesenheit, etwa in sozialen Netzwerken, stattfinden.

Eine spezielle Form der Beleidigung ist die „Formalbeleidigung“, bei der die Umstände der Äußerung eine Beleidigung begründen, unabhängig vom eigentlichen Inhalt der Äußerung.

Abgrenzung zur Meinungsfreiheit

Bei Ehrdelikten wie der Beleidigung nach § 185 StGB muss die Justiz häufig den Schutz der persönlichen Ehre gegen die Meinungsfreiheit abwägen. Entscheidende Fragen dabei sind:

  • Gibt es eine sachliche Grundlage für die Aussage?
  • Zielt die Äußerung ausschließlich auf die Diffamierung des Opfers ab oder verfolgt sie einen höheren Zweck?
  • Ist die Äußerung ernst gemeint oder nur eine Provokation?

„Sexualisierte Beleidigung“

Obwohl der Begriff „sexualisierte Beleidigung“ nicht explizit im Strafgesetzbuch vorkommt, wird er in der Rechtspraxis häufig verwendet. Je nach Einzelfall kann eine sexualisierte Beleidigung, wie beispielsweise „Schlampe“, als einfache Beleidigung nach § 185 StGB geahndet werden. Bei körperlichen Übergriffen oder eindeutigen Aufforderungen kann jedoch auch der Tatbestand der sexuellen Belästigung (§ 184i StGB) oder sexuellen Nötigung (§ 177 StGB) erfüllt sein.

„Verhetzende Beleidigung“ nach § 192 StGB

Dieser relativ neue Straftatbestand betrifft Äußerungen, die Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen, wie nationalen, religiösen, weltanschaulichen, sexuellen oder ethnischen Gruppen, beleidigen. Bereits das Übermitteln solcher Inhalte an eine Person, die sich dadurch potenziell beleidigt fühlen könnte, kann strafbar sein. Dabei ist weder ein direkter Bezug auf das Opfer noch eine breite Öffentlichkeit erforderlich.

Wann ist eine Beleidigung strafbar? Wichtige Informationen und rechtliche Grundlagen

Beleidigungsfreie Bereiche: Wann bleibt eine Äußerung straffrei?

Nicht jede Beleidigung ist strafbar, insbesondere wenn sie in sogenannten „beleidigungsfreien Bereichen“ erfolgt. Hierzu gehören enge Vertrauensverhältnisse wie die Familie oder zwischen Ehepartnern. In diesen privaten Kontexten können Tatsachenbehauptungen oder Werturteile ohne strafrechtliche Konsequenzen geäußert werden, da der Schutz der Privatsphäre Vorrang hat.

  • Beleidigung von Gruppen: Wann wird es strafbar?
    Eine Beleidigung wird strafrechtlich relevant, wenn sie sich eindeutig auf eine spezifische Person bezieht. Kollektivbeleidigungen wie „alle Polizisten sind Idioten“ sind in der Regel nur dann strafbar, wenn sie entweder in Anwesenheit eines Mitglieds der betroffenen Gruppe geäußert werden oder sich klar auf einen bestimmten Personenkreis beziehen. Die Regelungen des § 192 StGB verschärfen diese Grundsätze für bestimmte Gruppen zusätzlich.
  • Satire und Beleidigung: Wo verläuft die Grenze?
    Satire und Kunstfreiheit stellen oft eine Herausforderung dar, wenn es um Beleidigungen geht, da sie öffentlich wirken. Entscheidend ist, ob der Täter ein legitimes Interesse an seiner Äußerung hat. § 192 StGB kann diese Regelungen in bestimmten Fällen lockern. Die Abgrenzung zwischen Satire und strafbarer Beleidigung hängt oft von der Frage ab, ob das berechtigte Interesse des Täters gegeben ist.
  • Beleidigung als Antragsdelikt: Strafverfolgung nur auf Antrag
    Laut § 194 Abs. 1 StGB ist Beleidigung ein Antragsdelikt. Das bedeutet, dass eine strafrechtliche Verfolgung nur dann erfolgt, wenn das Opfer innerhalb von drei Monaten nach der Tat einen Strafantrag stellt. Ausnahmen bestehen nur, wenn ein besonderes öffentliches Interesse an dem Fall besteht. Das Opfer kann den Strafantrag zurückziehen; ohne öffentliches Interesse wird das Verfahren eingestellt.
  • Verjährung von Beleidigungen: Fristen und Rechtsfolgen
    Beleidigungen verjähren nach drei Jahren. Das bedeutet, dass nach Ablauf dieser Frist keine strafrechtliche Verfolgung mehr möglich ist. Die Verjährungsfrist beginnt mit dem Zeitpunkt der Beleidigung.

Unterschiede zwischen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung

Beleidigung, üble Nachrede und Verleumdung sind alle strafrechtlich relevante Ehrdelikte, die häufig zusammenfassend als „Rufmord“ bezeichnet werden. Trotz ihrer Ähnlichkeiten gibt es wesentliche Unterschiede zwischen ihnen.

Üble Nachrede (§ 186 StGB)

Üble Nachrede tritt ein, wenn jemand eine ehrverletzende Tatsachenbehauptung äußert, deren Wahrheitsgehalt nicht nachweislich ist. Es handelt sich um Äußerungen, die das Ansehen einer Person schädigen können, ohne dass die Wahrheit der Behauptung bewiesen werden kann.

Beispiel: In einem Verein fehlt Geld, und jemand spekuliert öffentlich darüber, dass der zweite Vorsitzende sich daran bereichert hat, ohne konkrete Beweise vorzulegen.

Verleumdung (§ 187 StGB)

Verleumdung ist eine schwerwiegendere Form des Ehrdelikts. Sie liegt vor, wenn jemand absichtlich falsche Tatsachenbehauptungen verbreitet, um einer Person absichtlich zu schaden. Die Behauptungen sind nachweislich unwahr und werden verbreitet, obwohl der Täter die Unwahrheit kennt.

Beispiel: Im Streit mit einem Nachbarn verbreitet jemand die falsche Behauptung, dass der Nachbar wegen Kinderpornografie vorbestraft sei.

Beleidigung (§ 185 StGB)

Beleidigung unterscheidet sich von übler Nachrede und Verleumdung, da sie sich direkt gegen das Opfer richtet. Sie umfasst alle Formen der persönlichen Herabwürdigung, sei es durch Worte, Gesten oder Handlungen.

Beispiel: Jemand macht direkt eine abfällige Bemerkung oder eine obszöne Geste gegenüber einer anderen Person.

Strafen bei Beleidigungen: Diese Konsequenzen drohen!

Die rechtlichen Folgen einer Beleidigung können erheblich sein und reichen von Geldstrafen bis hin zu Freiheitsstrafen. Im Einzelnen:

Geldstrafen und Freiheitsstrafen:

  • Geldstrafen: In den meisten Fällen wird eine Beleidigung mit einer Geldstrafe geahndet. Die Höhe der Geldstrafe kann je nach Schwere der Beleidigung variieren. Ein mildes Beispiel, wie das „Vogelzeigen“ (das Tippen an die Stirn), wird typischerweise mit einer geringeren Geldstrafe von bis zu 30 Tagessätzen bestraft. Schwere Beleidigungen, insbesondere gegenüber Beamten, können höhere Geldstrafen von bis zu 60 Tagessätzen nach sich ziehen.
  • Freiheitsstrafen: Bei besonders schwerwiegenden Fällen, wie zum Beispiel einer Beleidigung mit körperlicher Misshandlung (z. B. das Anspucken einer Person oder das Erzwingen eines entwürdigenden Zustands wie das Abschneiden von Haaren), können Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr verhängt werden. In besonders schweren Fällen kann die Strafe bis zu zwei Jahre betragen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Täter bereits einschlägig vorbestraft ist.

Wichtige Hinweise:

  • Strafantrag: Beleidigungen werden nur strafrechtlich verfolgt, wenn das Opfer innerhalb von drei Monaten nach der Tat einen Strafantrag stellt. Ohne einen solchen Antrag erfolgt keine strafrechtliche Verfolgung.
  • Einstellung des Verfahrens: Für Ersttäter besteht die Möglichkeit, das Verfahren durch Zahlung einer Geldauflage gemäß § 153a StPO einstellen zu lassen, wenn eine gute Verteidigung vorliegt.

Insgesamt hängt die genaue Strafe für eine Beleidigung von der Schwere der Tat, der Vorgeschichte des Täters und weiteren Umständen des Einzelfalls ab.

Anzeige wegen Beleidigung erhalten? Wichtige Schritte für Beschuldigte

1. Situation ernst nehmen

Eine Anzeige wegen Beleidigung sollte keinesfalls unterschätzt werden. Je nach Schwere der Beleidigung, dem konkreten Ablauf der Tat und Ihrem bisherigen Strafregister können empfindliche Strafen drohen. Wenn Sie von der Polizei wegen Beleidigung angezeigt wurden, handeln Sie bitte nicht voreilig.

2. Kontaktieren Sie sofort einen Anwalt

Sobald Sie eine Vorladung oder einen Anhörungsbogen erhalten, sollten Sie umgehend Kontakt zu einem Anwalt für Strafrecht aufnehmen. Ein erfahrener Anwalt kann Sie über die nächsten Schritte informieren und Ihnen helfen, die Situation richtig einzuschätzen.

3. Unterstützung durch Ihren Anwalt

Ein Anwalt kann folgende Unterstützung bieten:

  • Ermittlungsverfahren: Wir setzen uns dafür ein, mildernde Umstände zu berücksichtigen und den Tatvorwurf möglicherweise bereits im Ermittlungsverfahren auszuräumen.
  • Strafverfahren: Sollte die Beleidigung als schwerwiegender eingestuft werden, arbeiten wir darauf hin, eine möglichst geringe Strafe zu erreichen. Dabei wird besonders die Abwägung zwischen Ihrer Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) und dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht des Geschädigten berücksichtigt.
  • Vermeidung einer Hauptverhandlung: Dank unserer Erfahrung können wir häufig sicherstellen, dass Ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausreichend berücksichtigt wird, was in vielen Fällen eine Anklage und damit eine öffentliche Hauptverhandlung vermeiden kann.

4. Berücksichtigung zivilrechtlicher Konsequenzen

Der Ausgang des Strafverfahrens kann erheblichen Einfluss auf mögliche Schadensersatzklagen haben. Umgekehrt kann eine zivilrechtliche Einigung vorab das Strafverfahren positiv beeinflussen. Daher ist es ratsam, frühzeitig einen Anwalt zu kontaktieren, um sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Konsequenzen optimal zu bewältigen.

Anzeige wegen Beleidigung erstatten: Wichtige Tipps für Opfer

1. Ruhe bewahren und bedacht handeln

In unserer schnelllebigen und digitalisierten Welt besteht ein erhöhtes Risiko, Opfer von Beleidigungen zu werden. Wenn Sie betroffen sind, ist es wichtig, nicht impulsiv zu reagieren. Bewahren Sie Ruhe und vermeiden Sie Gegenangriffe, da diese möglicherweise zu einer eigenen Anzeige führen könnten. Berücksichtigen Sie dabei auch mögliche gegenseitige Beleidigungen gemäß § 193 StGB oder § 199 StGB.

2. Ablauf einer Strafanzeige

Als Opfer einer Beleidigung haben Sie das Recht, eine Strafanzeige zu erstatten. Dies können Sie bei jeder Polizeidienststelle, Staatsanwaltschaft oder online über die Online-Wache Ihres Bundeslandes tun. Es ist jedoch ratsam, sich zunächst von einem Anwalt beraten zu lassen. Ein Anwalt kann die Erfolgsaussichten Ihrer Anzeige prüfen und klären, ob Ihnen zusätzlich zivilrechtliche Ansprüche, wie beispielsweise auf Schmerzensgeld, zustehen.

3. Unterstützung durch Rechtsanwälte für Strafrecht

  • Erstattung der Strafanzeige: Ihr Anwalt kann die Strafanzeige für Sie bei den zuständigen Behörden einreichen und sicherstellen, dass Ihre Interessen im Strafverfahren berücksichtigt werden.
  • Adhäsionsverfahren: Wir können auch Ihre Schmerzensgeldansprüche im Strafverfahren geltend machen, indem wir ein Adhäsionsverfahren einleiten. Dies ermöglicht es Ihnen, den oft langwierigen zivilrechtlichen Weg zu umgehen und schneller zu einer Entschädigung zu gelangen.

4. Professionelle Unterstützung durch einen Anwalt

Wenn Sie Opfer einer Beleidigung geworden sind, ist es empfehlenswert, sich an einen Anwalt Ihres Vertrauens zu wenden. Dieser kann Sie umfassend beraten und Ihre rechtlichen Interessen sowohl im Strafverfahren als auch in zivilrechtlichen Angelegenheiten bestmöglich vertreten.

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Verzollung nach Urlaub

Nach einem langen Auslandsaufenthalt Reiseandenken wie landestypische Spezialitäten, Schmuck oder größere Bargeldbeträge mitgebracht, ohne diese ordnungsgemäß zu verzollen?

Seien Sie sich bewusst: Je nach Wert und Menge der Waren können Ihnen erhebliche Strafen drohen! Um hohe Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen zu vermeiden, informieren Sie sich in diesem Beitrag über die wichtigen Details, die unsere Anwälte für Zollrecht für Sie zusammengestellt haben.

Was muss ich verzollen?

Innerhalb der EU können Sie große Mengen an Alltags- und Gebrauchswaren problemlos transportieren, da das Recht auf Freizügigkeit gilt. Überschreiten Sie jedoch die festgelegten Freimengen, sind Sie verpflichtet, die Waren beim Zoll anzumelden. Vor Ihrer Reise sollten Sie sich über die aktuellen Freimengen auf den Websites des Zolls informieren.

Für Waren aus Nicht-EU-Ländern oder bestimmten EU-Gebieten mit abweichenden Zollbestimmungen (wie den Kanarischen Inseln oder Helgoland) gelten strengere Regelungen. Hier dürfen nur kleinere Mengen eingeführt werden, und diese müssen glaubhaft als Eigenbedarf deklariert werden.

Was muss ich zur korrekten Verzollung beachten?

Informieren Sie sich vor Ihrer Reise über die geltenden Freimengen. Bei Waren aus Nicht-EU-Ländern liegt die Freigrenze bei 430 € für Flug- und Seereisen und bei 300 € für Landreisen. Überschreiten Ihre Waren diese Grenzen, müssen Sie diese verzollen. Für Waren bis zu einem Gesamtwert von 700 € gilt ein pauschaler Zollsatz von 17,5 %. Bei höheren Werten fällt je nach Warengruppe ein spezifischer Zollsatz an. Bewahren Sie alle Quittungen auf, um den Warenwert nachzuweisen, da andernfalls der Wert von den Zollbeamten geschätzt wird.

Was muss ich zur korrekten Verzollung beachten?

Informieren Sie sich vor Ihrer Reise über die geltenden Freimengen. Bei Waren aus Nicht-EU-Ländern liegt die Freigrenze bei 430 € für Flug- und Seereisen und bei 300 € für Landreisen. Überschreiten Ihre Waren diese Grenzen, müssen Sie diese verzollen. Für Waren bis zu einem Gesamtwert von 700 € gilt ein pauschaler Zollsatz von 17,5 %. Bei höheren Werten fällt je nach Warengruppe ein spezifischer Zollsatz an. Bewahren Sie alle Quittungen auf, um den Warenwert nachzuweisen, da andernfalls der Wert von den Zollbeamten geschätzt wird.

Was passiert, wenn ich zollpflichtige Waren nicht angebe?

Wenn Sie zollpflichtige Waren nicht deklarieren oder falsche Angaben zum Umfang und Wert der mitgeführten Waren machen, begehen Sie eine Straftat. Zollbeamte führen stichprobenartige Kontrollen durch. Werden dabei nicht deklarierte zollpflichtige Waren entdeckt, können je nach Warenwert ernste Konsequenzen drohen – von Ordnungswidrigkeitsverfahren bis hin zu Strafverfahren. Versuchen Sie daher nicht, den Zoll zu umgehen, um hohe Strafen zu vermeiden.

Wie funktioniert das Zollstrafrecht?

Das Zollstrafrecht ist ähnlich wie das Steuerrecht geregelt, weshalb Zollhinterziehung streng geahndet wird. Kleinere Verstöße, wie die Zollverkürzung, werden gemäß §378 AO als Ordnungswidrigkeit behandelt und können mit Geldbußen geahndet werden. Schwere Verstöße wie Zollhinterziehung (§§ 3 Abs.3, 370 AO), Schmuggel (§ 373 AO) oder Hehlerei (§ 347 AO) sind Straftaten und können zu Geld- oder Freiheitsstrafen führen.

Wie hoch können Strafen bei Zollstraftaten ausfallen?

Bargeld ab 10.000 € muss beim Zoll angemeldet werden. Bei Missachtung drohen hohe Geldstrafen bis zu 1.000.000 €. Waren von geringem Wert, die die Freimenge überschreiten, müssen nachverzollt werden, was oft zu einem zusätzlichen Zollzuschlag führt. Dies kann dazu führen, dass Sie die Ware im Endeffekt doppelt bezahlen. Zusätzlich können Bußgelder bis zu 50.000 € verhängt werden. Bei nicht deklarierten Waren im Wert von über 700 € droht ein Strafverfahren mit Strafen von Geldstrafen bis zu 360 Tagessätzen oder Freiheitsstrafen von bis zu 5 Jahren. In schweren Fällen können Haussuchungen, Gewerbeuntersagungen und Freiheitsstrafen bis zu 10 Jahren folgen.

Kann eine Selbstanzeige bei Zollstraftaten helfen?

Bei leichter Zollhinterziehung kann eine Selbstanzeige strafmildernd oder sogar strafbefreiend wirken. Dies sollte jedoch immer in Absprache mit einem Anwalt erfolgen. Generell gilt bei Zollproblemen: Vermeiden Sie Diskussionen über Ihre Absichten oder den Wert der Waren. Nutzen Sie Ihr Schweigerecht und ziehen Sie umgehend einen Strafverteidiger hinzu.

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Diebstahl mit Messer in der Jackeninnentasche

Laut der Kriminalstatistik ist Diebstahl die häufigste Straftat in Deutschland, weshalb er sowohl im Studium als auch in der juristischen Praxis von großer Bedeutung ist. Der einfache Diebstahl wird in § 242 Abs. 1 Strafgesetzbuch (StGB) behandelt. Für besonders schwere Fälle des Diebstahls, wie Diebstahl mit Waffen, Bandendiebstahl oder Wohnungseinbruchsdiebstahl, ist § 243 StGB relevant. Wird bei einem Diebstahl eine Waffe oder ein gefährliches Werkzeug mitgeführt, greift § 244 Abs. 1 Nr. 1a StGB, der eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vorsieht.

Aber wann wird ein Gegenstand bei einem Diebstahl als Waffe oder gefährliches Werkzeug betrachtet? Das Oberlandesgericht Zweibrücken entschied, dass der Verwendungszweck des Gegenstands entscheidend ist. Es muss geprüft werden, ob der Gegenstand üblicherweise für andere Zwecke genutzt wird und ob eine Verbindung zwischen dieser Nutzung und dem Diebstahl besteht.

Diebstahl mit Taschenmesser: Urteil des OLG Zweibrücken

Am 11. September 2023 entschied das Oberlandesgericht Zweibrücken (1 ORs 4 Ss 18/23) über die Anwendung von § 244 Abs. 1 Nr. 1a StGB in einem konkreten Fall. Der Angeklagte, ein Obdachloser, wurde bei zwei Diebstählen ertappt, bei denen er Lebensmittel entwendete. Beim ersten Vorfall trug er ein geschliffenes Springmesser mit einer Klingenlänge von 14,5 cm bei sich, das er sowohl zum Selbstschutz als auch zum Schneiden von Lebensmitteln benutzte. Beim zweiten Diebstahl hatte er ein Taschenmesser, das er zum Schnitzen und Zerkleinern von Lebensmitteln verwendete. Das Amtsgericht wertete beide Taten lediglich als einfachen Diebstahl gemäß § 242 StGB.

OLG-Entscheidung: Diebstahl mit gefährlichem Werkzeug

Das Oberlandesgericht Zweibrücken entschied, dass in diesem Fall § 244 Abs. 1 Nr. 1a StGB zur Anwendung kommt. Dieser Paragraph besagt, dass sich strafbar macht, wer einen Diebstahl begeht und dabei eine Waffe oder ein gefährliches Werkzeug mitführt. Der Täter muss das gefährliche Werkzeug bewusst griffbereit haben, sodass es ohne nennenswerten Zeitaufwand eingesetzt werden kann.

Im ersten Fall stellte das OLG fest, dass es unlogisch sei, dass der Angeklagte das Messer zur Selbstverteidigung mit sich führte, aber beim Diebstahl angeblich nicht wusste, dass er es dabei hatte. Im zweiten Fall gab der Angeklagte an, das Taschenmesser nicht bewusst bei sich gehabt zu haben, obwohl es zum Zerschneiden der gestohlenen Lebensmittel vorgesehen war. Daher konnte der Schuldspruch wegen einfachen Diebstahls nicht aufrechterhalten werden.

Praxishinweis: Kritik an der OLG-Entscheidung

Die Entscheidung des OLG Zweibrücken ist kritisch zu betrachten. Obwohl das Gericht die höchstrichterliche Rechtsprechung zu den Anforderungen des Beisichführens einer Waffe oder eines gefährlichen Werkzeugs berücksichtigt, ersetzt es fehlende Feststellungen des Amtsgerichts durch eigene Vermutungen zur subjektiven Tatseite. Dies verstößt gegen den verfassungsrechtlichen Grundsatz „in dubio pro reo“ (im Zweifel für den Angeklagten). Die Feststellungen des Amtsgerichts waren nicht ausreichend, um eine Verurteilung wegen Diebstahls mit Waffen zu rechtfertigen.

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Medizinische Eingriffe: Skalpell als gefährliches Werkzeug

Bislang galt das Skalpell in der Rechtsprechung nicht als gefährliches Werkzeug, da davon ausgegangen wurde, dass Ärztinnen und Ärzte es sicher handhaben könnten. Diese Annahme ist nun nicht mehr relevant, wie der 4. Strafsenat des BGH kürzlich entschieden hat.

Jede Operation ohne Einwilligung ist Körperverletzung

Bei Operationen, die gemäß anerkannten medizinischen Standards durchgeführt und zuvor mit den Patienten besprochen werden, kommt das Skalpell zum Einsatz. Dies stellt stets eine Körperverletzung dar, was für Laien oft überraschend ist. Ärzte machen sich jedoch nicht strafbar, solange die Operation mit wirksamer Einwilligung erfolgt. Trotzdem besteht ein gewisses Risiko der Strafbarkeit im ärztlichen Alltag. Wenn der Patient nicht ausreichend informiert wurde, bewegt sich das medizinische Personal auf rechtlich unsicherem Terrain.

In der Vergangenheit haben Gerichte und Rechtsexperten dieses Risiko möglicherweise gemildert. Während einfache Körperverletzung nach § 223 StGB mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann, droht gemäß § 224 Abs. 1 Nr. 2 2. Var. StGB eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, wenn ein gefährliches Werkzeug verwendet wird. Bisher wurde das Skalpell nicht als solches Werkzeug betrachtet. Nun hat der 4. Strafsenat des BGH in einem Beschluss entschieden, dass auch bei fachgerechten ärztlichen Eingriffen der Tatbestand des § 224 StGB erfüllt sein kann (Beschluss vom 19.12.2023 – 4 StR 325/23).

Mutter täuschte Krankheiten ihrer Kinder vor und ließ unnötige Operationen durchführen

m Mittelpunkt steht der Fall einer Mutter, die am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom litt. Diese psychische Störung äußerte sich darin, dass sie Krankheiten ihrer Kinder erfand oder übertrieb, um Aufmerksamkeit als besorgte Mutter zu erhalten. Ihre Täuschungen führten dazu, dass unnötige Operationen an ihren Kindern durchgeführt wurden. So ließ sie beispielsweise eine Operation an ihrer Tochter durchführen, indem sie behauptete, das Kind leide an Verstopfung. Eine weitere Lüge führte zur Einsetzung einer Ernährungssonde bei ihrer jüngsten Tochter, die sie später selbst sabotierte, indem sie ihrer Tochter keine Nahrung gab. Erst als das Krankenhauspersonal Verdacht schöpfte und die Mutter von ihrer Tochter trennte, erholte sich das Kind.

BGH stuft ein von einem Arzt geführtes Skalpell als gefährliches Werkzeug ein

Das Landgericht verurteilte die Frau nach einem Ermittlungsverfahren wegen mittelbar begangener Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte im Wesentlichen das Urteil, änderte jedoch den Schuldspruch zur Körperverletzung ab. Statt einer das Leben gefährdenden Behandlung erkannte der BGH eine gefährliche Körperverletzung mittels eines gefährlichen Werkzeugs an.

Diese Entscheidung basiert auf einer Gesetzesänderung. Mit dem sechsten Strafrechtsreformgesetz, das am 1. April 1998 in Kraft trat, wurden die Körperverletzungsdelikte umfassend überarbeitet. Der alte § 223a StGB wurde durch den neu gefassten § 224 StGB ersetzt. Die alte Norm legte fest, dass Körperverletzung mittels einer Waffe, insbesondere eines Messers oder eines anderen gefährlichen Werkzeugs begangen wurde. Daraus folgte, dass ein Messer oder anderes gefährliches Werkzeug nur dann als solches galt, wenn es als Angriffs- oder Verteidigungsmittel verwendet wurde, was bei einem ärztlichen Werkzeug nicht der Fall war.

Nach der Strafrechtsreform ist keine Verwendung als Angriffsmittel mehr erforderlich

Der 4. Strafsenat des BGH hat entschieden, dass gefährliche Gegenstände nicht mehr nur als Unterkategorie einer Waffe betrachtet werden. Vielmehr ist es umgekehrt, und ein Einsatz als Angriffs- oder Verteidigungsmittel ist nicht mehr erforderlich. Die Karlsruher Richter haben dies umfassend begründet, die Historie und Intention des Gesetzgebers bei der Strafrechtsreform berücksichtigt und sind zu dem Schluss gekommen, dass der neue Wortlaut und die Gesetzessystematik nur diese Konsequenz zulassen.

Der BGH widersprach auch der Ansicht, dass ärztliche Werkzeuge nie als gefährlich im Sinne des § 224 StGB betrachtet werden sollten, da sie in den Händen einer fachkundigen Person keine erhöhte Gefahr darstellen. Der Senat betonte, dass insbesondere bei chirurgischen Eingriffen, die von medizinischen Fachkräften durchgeführt werden, eine erhöhte Gefahr für Leib und Leben bestehen kann. Ob dies auch auf medizinisch indizierte, aber nicht eingewilligte Eingriffe zutrifft, wurde in diesem Fall nicht entschieden (BGH, Beschluss vom 19.12.2023 – 4 StR 325/23).

Kontaktieren Sie uns bei Behandlungsfehlern: Wenn Ihnen Behandlungsfehler vorgeworfen werden, kann ein strafrechtlicher Vorwurf erhebliche Konsequenzen für Ihre Karriere haben. Unsere Anwälte für Strafrecht beraten Sie gerne zu allen Aspekten des Medizinstrafrechts und Medizinrechts.

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Waffengesetz: Welche Messer sind erlaubt, welche verboten?

Die Frage nach der Zulässigkeit von Messern nach dem Waffengesetz sorgt regelmäßig für Diskussionen. Aufgrund der jüngsten Reformen des Waffenrechts und der unterschiedlichen Regelungen zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern entstehen häufig Missverständnisse – insbesondere in Grenzgebieten, wo ein Messer, das in einem benachbarten Land legal ist, in Deutschland möglicherweise verboten sein kann.

Um Klarheit zu schaffen, bieten wir Ihnen einen prägnanten Überblick über die wesentlichen Bestimmungen des Waffenrechts in Bezug auf Messer. Dieser Überblick umfasst die wichtigsten Regelungen, ohne alle möglichen Ausnahmen im Detail zu behandeln.

Waffenrecht: Was versteht das Gesetz unter einer Waffe?

Das Waffengesetz definiert in §1 Abs. 2 Nr. 2 WaffG: Waffen sind tragbare Gegenstände, die aufgrund ihrer Konstruktion dazu bestimmt sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen zu beeinträchtigen oder zu beseitigen. Dazu zählen insbesondere Hieb- und Stoßwaffen.

Auch Gegenstände, die nicht primär als Waffen hergestellt wurden, aber aufgrund ihrer Beschaffenheit, Handhabung oder Wirkungsweise geeignet sind, die Angriffs- oder Abwehrfähigkeit zu beeinträchtigen, fallen unter diese Definition. Diese Gegenstände werden im Gesetz gesondert aufgeführt.

Definition der Messer im Waffengesetz:

Springmesser: Messer, deren Klinge durch Knopfdruck oder Hebeldruck hervortritt und arretiert werden kann.

  • Fallmesser: Messer, deren Klinge durch Schwerkraft oder Schleuderbewegung aus dem Griff herausfällt und sich automatisch oder durch Loslassen der Sperrvorrichtung arretiert.
  • Faustmesser: Messer mit einem quer verlaufenden Griff zur feststehenden Klinge, die in der geschlossenen Faust gehalten wird.
  • Butterflymesser: Faltmesser mit schwenkbaren, zweigeteilten Griffen.
  • Wurfsterne: Sternförmige Scheiben, die zum Wurf auf ein Ziel geeignet sind und gesundheitsschädigende Wirkung haben.

Messer, die nicht unter diese Definition fallen, sind vom Waffengesetz ausgenommen und können grundsätzlich ohne Einschränkungen erworben, besessen und geführt werden.

Unterscheidung zwischen Besitz und Führen von Waffen nach dem Waffengesetz

Das Waffengesetz unterscheidet klar zwischen dem Besitz und dem Führen einer Waffe. Ist der Besitz einer Waffe verboten, darf diese weder erworben noch besessen werden. Wenn nur das Führen einer Waffe untersagt ist, ist der Besitz grundsätzlich erlaubt, jedoch darf die Waffe nicht außerhalb des eigenen Grundstücks mitgeführt werden.

Ausnahmen beim Führen von Waffen gemäß §42a Abs. 2 WaffG:

  • Die Waffe darf in einem verschlossenen Behältnis transportiert werden, beispielsweise nach dem Kauf.
  • Das Führen ist erlaubt, wenn ein berechtigtes Interesse besteht, wie zum Beispiel:
    • Ausübung eines Brauchtums (z.B. Schützenfeste)
    • Berufliche Nutzung (z.B. Jäger)
    • Sportliche Aktivitäten (z.B. Sportschützen)

Ein persönliches Sicherheitsgefühl stellt kein berechtigtes Interesse dar.

  • Verbotene Messerarten nach dem Waffengesetz:
  • Wurfsterne: Ebenfalls vollständig verboten.
  • Faustmesser und Butterflymesser: Vollständig untersagt, außer in speziellen Fällen für Jäger oder berufliche Zwecke.
  • Springmesser und Fallmesser: Generell verboten, es sei denn, das Springmesser erfüllt zwei Bedingungen:
    • Die Klinge springt seitlich heraus.
    • Die Klingenlänge beträgt maximal 8,5 cm und ist nicht beidseitig geschliffen.
  • Wurfsterne: Ebenfalls vollständig verboten.

Das Problem mit Messern in Strafverfahren

In den letzten Jahren ist ein deutlicher Anstieg von Fällen zu verzeichnen, in denen Messer eine zentrale Rolle in Strafverfahren spielen. Besonders junge Männer greifen zunehmend zu Messern, die sie oft schon vor Auseinandersetzungen bei sich tragen. Messer sind extrem gefährlich und führen häufig zu schweren, teils tödlichen Verletzungen. Sie sind für Konfliktsituationen ungeeignet, da Opfer oft erst nach dem Angriff die Verletzungen bemerken und erst dann zusammenbrechen.

Messer – Ein unterschätztes Risiko: Messer tragen häufig zur Eskalation von Konflikten bei und enden oft in schweren Straftaten. Diese steigende Relevanz von Messern in strafrechtlichen Ermittlungen unterstreicht die Dringlichkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen.

Was ist mit einem Taschenmesser? – Waffengesetzliche Regelung

Taschenmesser sind in der Regel nicht verboten, da sie hauptsächlich als Werkzeuge und nicht zur Beeinträchtigung der Angriffs- oder Abwehrfähigkeit von Menschen konstruiert sind. Sie fallen daher nicht unter die Definition einer Waffe gemäß §1 Abs. 2 WaffG.

Wann gilt ein Messer als Butterflymesser?

Laut dem Verwaltungsgericht Wiesbaden (Az. 6 K 827/15.WI) gilt ein Messer als Butterflymesser, wenn es ein Faltmesser mit schwenkbaren, zweigeteilten Griffen ist. Auch wenn ein Messer eine Feder enthält, die das einhändige Öffnen verhindert, ändert das nichts an der Einstufung als Butterflymesser.

Messer, die nicht geführt werden dürfen: Waffengesetzliche Bestimmungen

Unter das Waffengesetz fallen Messer, die in der Öffentlichkeit nicht geführt werden dürfen, auch wenn sie nicht vollständig verboten sind:

  • Feststehende Messer mit einer Klingenlänge von über 12 cm.
  • Einhandmesser, die mit nur einer Hand geöffnet und festgestellt werden können.

Laut § 42a Abs. 1 Nr. 3 WaffG ist das Führen von Einhandmessern unabhängig von der Klingenlänge verboten.

Weitere Einschränkungen: Waffen dürfen bei öffentlichen Veranstaltungen nicht mitgeführt werden, mit Ausnahme bestimmter Fälle wie Schießständen oder Theateraufführungen.

Strafrechtliche Konsequenzen beim Umgang mit Messern

Verstöße gegen das Waffengesetz können schwerwiegende strafrechtliche Konsequenzen haben. Es ist wichtig, zwischen dem Besitz eines verbotenen Messers und dem unerlaubten Führen eines Messers zu unterscheiden:

  • Besitz oder Umgang mit verbotenen Messern: Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe.
  • Unerlaubtes Führen eines nicht verbotenen Messers: Ordnungswidrigkeit mit Bußgeld bis zu 10.000 Euro.

Praktischer Rat: Messer zu Hause lassen Das Mitführen eines Messers kann schwerwiegende Folgen haben, oft mit lebenslangen Konsequenzen. Es ist ratsam, Messer zu Hause zu lassen, um rechtliche und persönliche Risiken zu vermeiden.

Weitere strafrechtliche Risiken:

  • Diebstahl mit Waffen (§244 StGB): Höhere Strafe bei Diebstahl mit einem Messer.
  • Betäubungsmittelrecht: Erhebliche rechtliche Konsequenzen, wenn eine Waffe beim Grenzübertritt oder im Umfeld von Drogen gefunden wird.

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Konto eingefroren? Handlungsmöglichkeiten und Gründe

Stellen Sie sich vor, Sie wollen Geld abheben oder eine Überweisung durchführen, und plötzlich erfahren Sie, dass Ihr Konto eingefroren wurde. Der erste Schock ist groß und Panik breitet sich aus. Doch was steckt tatsächlich dahinter? Könnte eine Strafanzeige drohen?

Hier erfahren Sie, was die Ursachen sein könnten und wie Sie sich in dieser Situation richtig verhalten. Verpassen Sie keine wichtigen Schritte und schützen Sie sich vor möglichen Konsequenzen!

Konto eingefroren – Könnten strafrechtliche Ermittlungen der Grund sein?

Wenn Ihre Bank Ihr Konto plötzlich sperrt, kann dies mehr bedeuten als nur einen ärgerlichen Vorfall. Oftmals deutet dies auf ernsthafte Verdachtsmomente hin. Banken sind gesetzlich verpflichtet, verdächtige Aktivitäten zu melden und Konten zu sperren, wenn der Verdacht auf Geldwäsche, Steuerhinterziehung oder andere Straftaten besteht. Hier sind die häufigsten strafrechtlichen Gründe für eine Kontosperrung:

  • Verdacht auf Geldwäsche: Banken überwachen Ihre Kontobewegungen genau. Ungewöhnlich hohe Zahlungen oder verdächtige Transaktionen können als Geldwäscheversuch gewertet werden. In solchen Fällen muss die Bank der Finanzaufsicht Bericht erstatten und Ihr Konto sperren, um weitere Ermittlungen zu ermöglichen.
  • Steuerhinterziehung: Falls auf Ihrem Konto Einnahmen eingegangen sind, die nicht korrekt versteuert wurden, oder es Unstimmigkeiten in Ihrer Steuererklärung gibt, kann das Finanzamt Ihr Konto sperren, um zu verhindern, dass Vermögenswerte verschoben werden, bis eine gründliche Prüfung abgeschlossen ist.
  • Betrugsvorwürfe: Besteht der Verdacht, dass Sie in betrügerische Aktivitäten verwickelt sind, kann Ihr Konto eingefroren werden, um zu verhindern, dass Beweismittel verschwinden oder Geld beiseite geschafft wird. Dies tritt häufig bei Anlage- oder Internetbetrug auf.
  • Verbindungen zu kriminellen Netzwerken: Auch wenn Sie selbst unschuldig sind, können Zahlungen an oder von verdächtigen Quellen eine Kontosperrung auslösen. Verbindungen zu kriminellen Netzwerken oder Personen, die in Straftaten verwickelt sind, können dazu führen, dass Sie ins Visier der Ermittler geraten.

Konto aufgrund strafrechtlicher Ermittlungen eingefroren? So sollten Sie vorgehen!

Wenn Ihr Konto im Rahmen strafrechtlicher Ermittlungen eingefroren wurde, ist schnelles und überlegtes Handeln gefragt. Befolgen Sie diese Schritte, um Ihre Situation zu klären:

  1. Kontaktieren Sie Ihre Bank: Nehmen Sie umgehend Kontakt mit Ihrer Bank auf, um Informationen über die Gründe der Kontosperrung zu erhalten. Auch wenn die Bank aufgrund laufender Ermittlungen möglicherweise keine detaillierten Auskünfte geben kann, sollten Sie so viele Informationen wie möglich einholen.
  2. Rechtsanwalt konsultieren: In strafrechtlichen Angelegenheiten ist es entscheidend, unverzüglich einen erfahrenen Anwalt für Wirtschaftsstrafrecht hinzuzuziehen. Ein Anwalt kann Akteneinsicht beantragen und Sie durch den gesamten rechtlichen Prozess begleiten, um Ihre Rechte zu schützen.
  3. Beweise sammeln: Falls Sie glauben, dass die Kontosperrung unbegründet ist, sammeln Sie alle relevanten Dokumente, die Ihre Unschuld belegen könnten. Dazu gehören Kontoauszüge, Verträge, E-Mails und andere wichtige Unterlagen.
  4. Kooperation mit den Behörden: Weigern Sie sich nicht, mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten, sprechen Sie jedoch nur in Anwesenheit Ihres Anwalts. Eine kooperative Haltung kann dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und den Prozess zu beschleunigen.
  5. Finanzstrukturen überprüfen: Wenn die Sperrung möglicherweise auf unklare Finanzstrukturen oder mangelhafte Compliance-Maßnahmen zurückzuführen ist, überprüfen Sie Ihre Finanzabläufe und beheben Sie eventuelle Schwachstellen, um zukünftige Probleme zu vermeiden.

Droht eine Strafanzeige? Was Sie wissen sollten

Ein eingefrorenes Konto kann häufig ein erster Hinweis auf ein bevorstehendes Strafverfahren sein. Bestätigt sich der Verdacht, kann dies schnell zu einer Strafanzeige führen, die im schlimmsten Fall in einer Anklage und Gerichtsverhandlung endet. Besonders bei schweren Vorwürfen wie Geldwäsche oder Steuerhinterziehung drohen erhebliche Konsequenzen, von hohen Geldstrafen bis hin zu Freiheitsstrafen.

Informieren Sie sich frühzeitig über Ihre Rechte und schützen Sie sich vor den schwerwiegenden Folgen einer möglichen Strafanzeige! Unsere Kanzlei für Wirtschaftsstrafrecht steht Ihnen gerne zur Seite!

Fazit: Schnelles Handeln ist entscheidend

Ein eingefrorenes Konto ist ein ernstes Warnsignal, das sofortiges Handeln erfordert. Lassen Sie sich umgehend von einem Anwalt beraten und klären Sie die Ihnen vorgeworfenen Anschuldigungen. Der schnellste Weg, wieder Zugang zu Ihrem Geld zu erhalten, ist die rasche Klärung der Vorwürfe und die aktive Zusammenarbeit mit den Behörden.

Denken Sie daran: Bei strafrechtlichen Angelegenheiten geht es um mehr als nur finanzielle Verluste – Ihre Freiheit und Zukunft stehen auf dem Spiel. Zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Kontaktieren Sie uns noch heute!

Konto gesperrt? Handeln Sie schnell und schalten Sie einen Anwalt für Wirtschaftsstrafrecht ein! Wir unterstützen Sie ohne Vorurteile in dieser schwierigen Situation!

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Mythos Zeugenpflicht: Wichtige Informationen für Zeugen

Sie haben eine Ladung als Zeuge erhalten und sollen in einem Zivilprozess oder Strafprozess aussagen? Als Zeuge haben Sie spezifische Rechte, die Sie geltend machen können, aber auch Pflichten, insbesondere die Verpflichtung zur wahrheitsgemäßen Aussage.

In diesem Beitrag geben unsere Anwälte Antworten auf die wichtigsten Fragen:

  • Muss ich vor Gericht erscheinen?
  • Bin ich verpflichtet, vor Gericht auszusagen?
  • Muss ich unter Eid aussagen?
  • Welche Erwartungen hat das Gericht an mich?
  • Was kann ich vom Gericht erwarten?
  • Werde ich für meine Auslagen und meinen Verdienstausfall entschädigt?


Muss ich als Zeuge vor Gericht erscheinen?

Als Zeuge spielen Sie eine entscheidende Rolle im Rechtsprozess und erfüllen eine wichtige staatsbürgerliche Pflicht. Das Gesetz verpflichtet Sie, vor Gericht zu erscheinen, und dieser Pflicht können Sie nicht entgehen. Selbst wenn Sie glauben, keine relevanten Informationen beitragen zu können, ist das keine ausreichende Begründung, der Ladung nicht Folge zu leisten.

Falls Sie tatsächlich keine relevanten Informationen zum Beweisthema haben, sollten Sie das Gericht umgehend schriftlich informieren und den Sachverhalt darlegen. Das Gericht kann dann über eine mögliche Entbindung von Ihrer Pflicht entscheiden.

Wenn Sie bereits früher zu dem Vorfall ausgesagt haben, sei es bei der Polizei oder vor Gericht, und erneut vorgeladen werden, müssen Sie dennoch erscheinen. Das Gericht kann entschieden haben, dass Ihre erneute Aussage erforderlich ist, oder das Gesetz verlangt es.

  • Was passiert, wenn ich als Zeuge nicht erscheine?
    Wenn Sie ohne ausreichende Entschuldigung dem Termin fernbleiben, können schwerwiegende Konsequenzen drohen. Das Gericht kann Ihnen die durch Ihr Fernbleiben entstandenen Kosten auferlegen, die insbesondere bei Beteiligung von Anwälten oder Sachverständigen erheblich sein können. Außerdem müssen Sie mit einem Ordnungsgeld rechnen und im Falle der Nichtzahlung sogar mit Ordnungshaft. Das Gericht kann auch eine zwangsweise Vorführung anordnen.
  • Wann muss ich nicht vor Gericht erscheinen?
    Nur bei schwerwiegenden Gründen wie einer ernsthaften Erkrankung oder einem bereits gebuchten Auslandsaufenthalt können Sie dem Gerichtstermin fernbleiben. In einem solchen Fall sollten Sie das Gericht frühzeitig schriftlich informieren und gegebenenfalls Buchungsunterlagen oder ein ärztliches Attest beifügen.
    Es ist wichtig zu beachten, dass ein gewöhnlicher ärztlicher „gelber Schein“ oft nicht ausreichend ist, da er meist nur die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, Ihren Arzt von der Schweigepflicht zu entbinden, um dem Gericht eine Rückfrage zu ermöglichen.
  • Was tun, wenn ich keine Rückmeldung vom Gericht bekomme?
    Falls Sie nach Ihrer Mitteilung keine Antwort vom Gericht erhalten, sollten Sie nachfragen, idealerweise telefonisch unter der in der Ladung angegebenen Kontaktadresse. Bei knapper Zeit können Sie auch per Fax oder telefonisch Kontakt aufnehmen. Solange keine anderslautende Mitteilung vom Gericht erfolgt, bleibt die Ladung in vollem Umfang gültig.

Denken Sie daran: Auch wenn eine Vorladung als Zeuge mit Unannehmlichkeiten verbunden sein kann, könnten auch Sie eines Tages auf die Aussagen von Zeugen angewiesen sein.

Muss ich vor Gericht aussagen?

Wenn Sie als Zeuge vor Gericht geladen werden, sind Sie verpflichtet, sowohl zu erscheinen als auch auszusagen. Die Aussagen der Zeugen sind entscheidend, damit das Gericht eine fundierte Entscheidung treffen kann.

Es gibt jedoch bestimmte gesetzliche Ausnahmen von dieser Pflicht. Unter bestimmten Umständen haben Sie das Recht, entweder die Aussage komplett zu verweigern oder einzelne Fragen nicht zu beantworten. In solchen Fällen wird das Gericht Sie über Ihre Rechte und Pflichten informieren.

  • Was passiert, wenn ich ohne rechtlichen Grund die Aussage verweigere?
    Wenn Sie die Aussage ohne einen rechtlichen Grund verweigern, können erhebliche Konsequenzen drohen. Ihnen können die Kosten, die durch Ihre Verweigerung entstehen, auferlegt werden. Das Gericht kann ein Ordnungsgeld verhängen, und wenn dieses nicht gezahlt wird, kann Ordnungshaft drohen. In einigen Fällen kann das Gericht auch Haft anordnen, um Sie zur Aussage zu zwingen.
  • Besondere Rechte für Zeugen in Strafverfahren
    Wenn Sie als Zeuge mit der beschuldigten Person verheiratet, verlobt oder verwandt sind, haben Sie das Recht, die Aussage zu verweigern. Dieses Zeugnisverweigerungsrecht gilt auch, wenn Sie verschwägert sind.
    Niemand ist verpflichtet, sich selbst zu belasten. Sollten Fragen gestellt werden, die auf eine Straftat hinweisen könnten, die Sie selbst oder Ihre Angehörigen betreffen, haben Sie das Recht, die Antwort zu verweigern.

Muss ich unter Eid aussagen?

In sowohl Straf- als auch Zivilprozessen kann das Gericht anordnen, dass ein Zeuge seine Aussage unter Eid macht. Dies geschieht in der Regel, wenn die Aussage als besonders wichtig erachtet wird oder der Eid als Mittel gesehen wird, um die Wahrheitsgemäßheit der Aussage zu fördern.

Wenn das Gericht Ihnen die Eidesleistung auferlegt und Sie ohne rechtlichen Grund verweigern, kann dies erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. Ihnen können die durch Ihre Weigerung verursachten Kosten auferlegt werden. Zusätzlich kann das Gericht ein Ordnungsgeld verhängen, und im Falle der Nichtzahlung kann Ordnungshaft drohen. In extremen Situationen kann das Gericht sogar Haft zur Erzwingung Ihrer Aussage anordnen.

Was das Gericht von Ihnen erwartet

Das Gericht basiert seine Urteilsfindung oft auf Beweismitteln, da die Richter in der Regel nicht an den zur Debatte stehenden Ereignissen beteiligt waren. Als Zeuge sollen Sie dem Gericht Ihre persönlichen Beobachtungen schildern, ohne eigene Bewertungen oder Schlussfolgerungen vorzunehmen.

Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie tatsächlich gesehen oder gehört haben, um Missverständnisse zu vermeiden. Falls Sie Aufzeichnungen oder andere relevante Unterlagen zum Vorfall haben, bereiten Sie diese vor dem Termin vor und bringen Sie sie mit.

Eine gründliche Vorbereitung erleichtert die Vernehmung und fördert die Wahrheitsfindung. Vermeiden Sie es jedoch, sich mit den Parteien des Verfahrens abzustimmen, um Ihre Aussage nicht zu beeinflussen.

Was kann ich als Zeuge vom Gericht erwarten?

Hauptverhandlungen vor deutschen Gerichten sind in der Regel öffentlich, es sei denn, es handelt sich um Verfahren gegen Jugendliche. Als Zeuge müssen Sie Ihre Personalien angeben, da Angeklagte das Recht haben, zu erfahren, wer gegen sie aussagt. Wenn Sie sich bedroht fühlen, stehen Ihnen verschiedene Schutzmaßnahmen zur Verfügung:

  • Geheimhaltung der Wohnanschrift: Sie können eine alternative Adresse, wie eine Anwaltskanzlei oder Polizeistation, angeben, um Ihre Wohnanschrift zu schützen. Diese Möglichkeit besteht bereits im Ermittlungsverfahren.
  • Ausschluss der Öffentlichkeit: Das Gericht kann die Öffentlichkeit ausschließen, um Ihre Privatsphäre zu wahren, insbesondere bei sensiblen Themen oder Bedrohungen.
  • Aussage ohne Anwesenheit des Angeklagten: In Fällen schwerwiegender Bedrohungen kann das Gericht Ihre Aussage ohne Anwesenheit des Angeklagten aufnehmen. Videoübertragungen der Aussage bleiben jedoch meist bestehen.
  • Videovernehmung: Wenn Sie sich durch eine direkte Gegenüberstellung mit dem Angeklagten gefährdet fühlen, kann Ihre Vernehmung per Video erfolgen. Dies schützt insbesondere Kinder und Opfer schwerer Gewalt.
  • Besonderer Schutz von Kindern: Minderjährige Zeugen werden meist nur vom Richter befragt, und ihre Aussagen können aufgezeichnet werden, um in der Hauptverhandlung verwendet zu werden.
  • Zeugenbetreuung: Zeugenbetreuungsstellen an Gerichten bieten Unterstützung und begleiten Sie zu Verhandlungen. Bei Bedarf kann auch therapeutische Hilfe vermittelt werden.
  • Psychosoziale Prozessbegleitung: Diese spezielle Unterstützung hilft Opfern schwerer Straftaten während des gesamten Verfahrens, insbesondere minderjährigen oder besonders schutzbedürftigen Opfern. Auf Antrag kann diese Begleitung kostenlos sein.

Bekomme ich eine Entschädigung für meine Auslagen und meinen Verdienstausfall?

Wenn Sie als Zeuge vom Gericht oder der Staatsanwaltschaft geladen werden, haben Sie Anspruch auf Erstattung der Fahrtkosten sowie auf Entschädigung für sonstige Aufwendungen und Verdienstausfall. In der Einladung erhalten Sie Informationen zum Termin und Ort der Vernehmung sowie Hinweise zur Beantragung der Zeugenentschädigung.

Bei Fragen können Sie sich jederzeit telefonisch oder persönlich bei der Staatsanwaltschaft oder dem zuständigen Gericht erkundigen. Auch bei einer polizeilichen Vorladung kann möglicherweise ein Anspruch auf Entschädigung bestehen, der nach Landesrecht geregelt ist.

Möchten Sie eine Entschädigung wegen Verdienstausfall beantragen? Lassen Sie sich nicht mit hohen Kosten belasten! Unsere Rechtsanwälte für Strafrecht unterstützen Sie gerne bei der Beantragung.

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Neuer THC-Grenzwert für den Straßenverkehr im Zuge der Cannabislegalisierung

Die endgültige Verabschiedung der Cannabislegalisierung ist nun eine Tatsache. Trotz der geplanten Einführung eines neuen THC-Grenzwerts bleibt das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis weiterhin mit dem Risiko des Führerscheinverlusts verbunden.


Einführung eines neuen THC-Grenzwerts im Zusammenhang mit Cannabis

Am Donnerstag, dem 28. März, hat das Bundesverkehrsministerium die Einführung eines neuen THC-Grenzwerts von 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blutserum vorgeschlagen. Dieser Wert wird als relevant für die Verkehrssicherheit angesehen und könnte in naher Zukunft gesetzlich festgelegt werden. Bisher existiert kein gesetzlicher Grenzwert für Cannabis am Steuer, jedoch gilt ein Wert von 1,0 Nanogramm THC im Blutserum in der Rechtsprechung als Richtwert, ab dem Sanktionen drohen.

Vorerst bleibt der bisherige Grenzwert bestehen

Die Einführung des vorgeschlagenen Grenzwerts erfordert eine Gesetzesänderung durch den Bundestag. Zum Zeitpunkt des Starts der teilweisen Cannabis-Legalisierung seit Ostermontag (1. April) ist dies jedoch noch nicht geschehen. Bis eine mögliche Änderung des Straßenverkehrsgesetzes erfolgt, bleiben die aktuellen strengeren Richtlinien in Kraft.

Sollte die Gesetzesänderung umgesetzt werden, könnte das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis, insbesondere in Verbindung mit Alkoholkonsum, als Ordnungswidrigkeit betrachtet werden. Dies könnte zu Bußgeldern von mindestens 1000 Euro führen, bei wiederholtem Verstoß sogar bis zu 3500 Euro.

Der ADAC befürwortet die Einführung neuer Messverfahren

Auch nach einer möglichen Gesetzesänderung bleibt der ADAC davon überzeugt, dass Personen, die unter dem Einfluss von Cannabis stehen, nicht am Straßenverkehr teilnehmen sollten. Der Konsum von Cannabis kann die Konzentration und Aufmerksamkeit beeinträchtigen sowie die Reaktions- und Entscheidungszeit verlangsamen, was zu schwerwiegenden Unfällen führen kann. Daher ist aus Sicht der ADAC-Experten eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung über die erhöhten Risiken unerlässlich und sollte möglichst frühzeitig erfolgen.

Zusätzlich sollte geprüft werden, ob alternative Messverfahren wie die Analyse von Mundhöhlenflüssigkeit geeignet sind, um eine akute Beeinträchtigung durch den Cannabiskonsum zeitnah zum Straßenverkehr zu bewerten oder nachzuweisen. Die Wirksamkeit neuer Messmethoden sollte jedoch vor ihrer Anwendung ausführlich evaluiert werden.

Der Grenzwert wird aus diesem Grund diskutiert

In der Fachwelt gibt es seit Jahren Uneinigkeit über die Angemessenheit des THC-Grenzwerts für das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis. Deutsche Experten für Verkehrssicherheit und Verkehrsrecht haben mehrfach eine Anpassung des aktuellen THC-Werts im Blut vorgeschlagen.

Die Experten argumentieren, dass der aktuelle THC-Grenzwert von 1,0 Nanogramm pro Milliliter so niedrig ist, dass er lediglich den Konsum von Cannabis nachweist. Dieser Grenzwert ermöglicht jedoch keinen eindeutigen Rückschluss auf eine verkehrssicherheitsrelevante Wirkung.

1. April: Cannabis Legalisierung


Seit dem 1. April ist Cannabis und sein Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) in Deutschland nicht länger als Betäubungsmittel klassifiziert. Erwachsene dürfen nun legal bis zu 25 Gramm Cannabis besitzen und mit sich führen. In privaten Wohnungen sind außerdem bis zu drei lebende Cannabis-Pflanzen erlaubt sowie bis zu 50 Gramm Cannabis für den Eigenkonsum. Des Weiteren ist der Anbau und die Abgabe von Cannabis in speziellen Vereinen möglich.

Die geplanten Cannabis-Fachgeschäfte, in denen Rauschprodukte frei erworben werden können, werden vorerst nicht eingeführt. Der Verkauf wird zunächst in Deutschland in Modellprojekten getestet, was jedoch ein separates Gesetz erfordert, das derzeit noch nicht vorliegt.

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Unterscheidung zwischen bewusster Fahrlässigkeit und bedingtem Vorsatz bei Brandstiftung

Die Beurteilung, ob ein Brandstifter den Tod eines Menschen billigend in Kauf nahm oder bewusst auf dessen Rettung vertraute, ist ein gängiges Prüfungsthema im Staatsexamen. In einem spezifischen Fall hatte das Landgericht Leipzig Schwierigkeiten damit, was dazu führte, dass der Bundesgerichtshof ein Urteil wegen fehlerhafter Argumentation bezüglich des bedingten Vorsatzes aufhob.

Der Sachverhalt:

Ein 69-jähriger Mann fand sich in einer überfordernden Situation wieder: Zusammen mit seiner Partnerin lebte er in einem renovierungsbedürftigen Bauernhaus, das auch das Zuhause ihres 47-jährigen Sohnes war. Der Sohn, der nach einem schweren Arbeitsunfall unter verschiedenen Krankheiten und Gehbehinderungen litt, zog sich zunehmend in sein verwahrlostes Zimmer auf dem Dachboden zurück.

Die Partnerin des Mannes war ebenfalls gesundheitlich beeinträchtigt und auf seine Hilfe angewiesen. Alleine konnte er jedoch nicht mehr für das Haus und das Grundstück sorgen. Da der Sohn sein Wohnrecht im Haus nicht aufgeben wollte und die Partnerin nicht ohne ihn ausziehen wollte, suchte der Mann nach einer anderen Lösung.

Er entschied sich, das Haus unbewohnbar zu machen. Er setzte Feuer in der Scheune direkt am Haus und am Carport, lief dann ins Haus und rief: „Es brennt, wir müssen raus!“ Seine Partnerin informierte den Sohn auf dem Dachboden über den Brand und verließ dann mit dem Mann das Haus.

Leider konnte sich der Sohn nicht retten und wurde schnell bewusstlos. Er verstarb an einer Kohlenmonoxidvergiftung und schweren Verbrennungen zweiten und dritten Grades.

Das Landgericht Leipzig verurteilte den Mann wegen Brandstiftung mit Todesfolge zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Angeklagte legten Revision beim Bundesgerichtshof ein. Weder der Angeklagte noch sein Antrag, persönlich bei der Revisionsverhandlung anwesend zu sein, hatten Erfolg, während die Ankläger erfolgreich waren.

Der Vorwurf des bedingten Tötungsvorsatzes wurde (zu Unrecht) zurückgewiesen

Der 5. Strafsenat (Urteil vom 14.02.2024 – 5 StR 215/23) bemängelte eine unzureichende Prüfung des Tötungsvorsatzes. Das Landgericht habe nicht ausreichend berücksichtigt, dass der Brandsachverständige angab, dass das Feuer etwa 20 Minuten benötigte, um sich vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss auszubreiten. Ebenso spreche die Aussage der Lebensgefährtin dagegen, dass der Mann sofort alle Bewohner gewarnt habe, nachdem er das Feuer gelegt habe, da sie bereits vor der Benachrichtigung ihres Partners herabfallende Ziegelbrocken, Staub und Bauschutt bemerkte.

Das Landgericht habe falsche Prüfungsmaßstäbe angewendet, indem es sich auf das fehlende Tötungsmotiv des Brandstifters konzentrierte. Der Bundesgerichtshof fordere die Berücksichtigung aller Umstände in der Prüfung, einschließlich der Frage, ob die tödlichen Folgen im Interesse des Angeklagten lagen. Dies sei hier jedoch nicht der Fall, da der Tod des kranken Sohnes auf dem Dachboden dem Mann gelegen kam, da er dadurch entlastet wurde.

Die ernsthafte Annahme eines nicht tödlichen Ausgangs der Brandstiftung könne laut den Bundesrichterinnen und -richtern nicht allein daraus abgeleitet werden, dass der Eigentümer dem Toten nicht den Fluchtweg versperrt habe, indem er das Feuer nicht im Dachgeschoss legte. Es sei nicht festgestellt worden, welche Vorstellungen er von der Tatsache hatte, dass das Einatmen von Kohlenmonoxid innerhalb weniger Atemzüge zur Bewusstlosigkeit führen kann. Daher wurde der Fall zur weiteren Untersuchung an eine andere Schwurgerichtskammer des Landgerichts Leipzig zurückverwiesen. (BGH, Urteil vom 14.02.2024 – 5 StR 215/23)

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